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Die Leidinger Hochzeit
Personen
Anna Ney |
TISCHKARTE:
Ein junges Alter ist gut.
Eine alte Jugend taugt nichts.
(Sprichwort)
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<Quelle: Alfred Gulden: Materialienbuch. Vorarbeiten zum Roman "Leidinger Hochzeit" S. 307-308, D1C>
Oma Anna,
genannt die KopfwehOma oder Kopfschmerzen-Oma,
sie ist 78, 1905 geboren, hat immer Kopfschmerzen über dem
linken Auge, Brille, linkes Auge hat hohe Dioptrienzahl, kurzsichtig
im Gegensatz zu Opa, der immer noch gut sieht, keine Brille braucht,
nicht einmal zum Lesen, geschweige denn zum Weitsehen. Oma, eine
"harte" Frau, aber "herzensgut"... kann sich
nicht so geben, wie sie ist, kann sich nicht "ausdrücken",
herber Typ, sie schluckt viel in sich rein, verbirgt den Kummer,
läßt nichts heraushängen von dem, was sie
bedrückt, schmales Gesichtchen,
Käthe Kruse Puppe
war als Mädchen einmal sehr hübsch (Foto)
deshalb auch Clara, die Tochter
sehr nach der Mutter gekommen, der Schwarm vieler Männer
aus dem Vorort...
In der Wohnung im Vorort, dem schmalen
Haus in der kleinen Gasse, die dunkle, nach hinten gehende Küche,
da sitzt die Großmutter immer neben dem Küchenschrank,
den Arm aufgestützt die Hand mit dem feuchten Lappen
über der Stirn.. "das Wetter ändert sich, ich spürs..."
Oma: zäh, nicht jedem Schmerz
nachgebend.
Oma Anna oder Ännchen, wie der
Opa manchmal sagt, Oma Anna hat jetzt ein Gesicht
wie ein Winteräpfelchen, zu lange am Baum gehangen,
tausend kleine Falten, jede eine Geschichte,
etwas erlebt, mitgemacht, eingeschrieben...
keine Operation, die Falten verschwinden zu lassen
"die Schraube anzuziehen"...
Kopfweh, ewiger Kopfschmerz... wenn sie wüßte,
daß das so weiterginge, nach
dem Tod so weiterginge, dann würde sie jetzt schon verrückt...
Kopfweh die Hölle, nicht dran zu gewöhnen.
Jede Nacht, vor dem endgültigen Aufwachen in
den Tag schon die Angst, heute, wie wird das
heute mit dem Kopf sein.
Tabletten keine Hilfe, dann eher noch das nasse
Tuch über dem Auge auf der Stirn...
Beide, Großvater Christian und Großmutter Anna,
sind streng katholisch....
Im Rosenkranzmonat beten sie immer gegen Abend,
wenn es dunkelt, den Rosenkranz gemeinsam...
sie knien vor den Stühlen und
beten.... eine Kerze auf dem Tisch.... Wo dann die
Gedanken der beiden sind... Ewald... Clara...
Erich, vom Vater eher lax in religiösen
Dingen erzogen, Erich hatte es schön
gefunden, als Kind mit den beiden da zu knien.
Opa war ja frühpensioniert, hatte Zeit....
Kräutersammler, Skatspieler....
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